Tertiärstufe

Die Tertiärstufe umfasst die Hochschulbildung und die berufliche Weiterbildung in Deutschland. Sie baut auf der Sekundarstufe II auf und bietet eine Vielzahl von Bildungswegen, die zu akademischen Graden und beruflichen Qualifikationen führen.

1. Hochschulbildung

1.1. Hochschultypen:

  • Universitäten:
    • Angebot: Breites Spektrum an Fächern, Schwerpunkt auf Forschung und Lehre.
    • Abschlüsse: Bachelor, Master, Promotion (Doktorgrad).
    • Besonderheiten: Universitäten haben das Promotionsrecht.
  • Fachhochschulen (Hochschulen für angewandte Wissenschaften):
    • Angebot: Praxisorientierte Studiengänge in technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereichen.
    • Abschlüsse: Bachelor, Master.
    • Besonderheiten: Starke Verknüpfung von Theorie und Praxis, häufig Pflichtpraktika.
  • Berufsakademien:
    • Angebot: Duale Studiengänge, die akademische Bildung mit praktischer Ausbildung im Unternehmen kombinieren.
    • Abschlüsse: Bachelor.
    • Besonderheiten: Enge Zusammenarbeit mit der Industrie und anderen Arbeitgebern.
  • Kunst- und Musikhochschulen:
    • Angebot: Spezialisierte Studiengänge in den Bereichen Kunst, Design, Musik und Darstellende Künste.
    • Abschlüsse: Bachelor, Master, teilweise Diplom und Promotion.

1.2. Studienabschlüsse:

  • Bachelor:
    • Dauer: 3-4 Jahre (6-8 Semester).
    • Ziel: Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten.
    • Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.), Bachelor of Science (B.Sc.), Bachelor of Engineering (B.Eng.), etc.
  • Master:
    • Dauer: 1-2 Jahre (2-4 Semester).
    • Ziel: Vertiefung und Spezialisierung der im Bachelorstudium erworbenen Kenntnisse.
    • Abschluss: Master of Arts (M.A.), Master of Science (M.Sc.), Master of Engineering (M.Eng.), etc.
  • Promotion (Doktorgrad):
    • Dauer: 3-5 Jahre.
    • Ziel: Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit (Dissertation) und Beitrag zur Forschung.
    • Abschluss: Doktor der Philosophie (Dr. phil.), Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.), etc.

1.3. Studienformen:

  • Vollzeitstudium: Klassische Form des Studiums, meist auf dem Campus.
  • Teilzeitstudium: Ermöglicht das Studium neben Beruf oder Familie.
  • Fernstudium: Flexibles Studium über Online-Plattformen und Fernlehrgänge.
  • Duales Studium: Kombination von Studium und praktischer Ausbildung im Unternehmen.

2. Berufliche Weiterbildung

2.1. Fort- und Weiterbildungen:

  • Meister- und Technikerfortbildungen:
    • Ziel: Höhere berufliche Qualifikationen im Handwerk und in technischen Berufen.
    • Abschluss: Meisterbrief, staatlich geprüfter Techniker.
  • Fachwirte und Fachkaufleute:
    • Ziel: Qualifikation für gehobene Positionen in der Wirtschaft.
    • Abschluss: Fachwirt, Fachkaufmann.
  • Berufsakademien und Fachschulen:
    • Ziel: Spezialisierte berufliche Weiterbildung und Qualifikation.
    • Angebot: Verschiedene Fachrichtungen, z.B. Sozialpädagogik, Betriebswirtschaft.

2.2. Erwachsenbildung und Volkshochschulen (VHS):

  • Angebot: Breites Spektrum an Kursen und Lehrgängen zur beruflichen und persönlichen Weiterbildung.
  • Zielgruppe: Erwachsene aller Altersgruppen.
  • Fächer: Sprachen, IT, Gesundheit, Kunst, etc.

3. Zugangsvoraussetzungen und Zulassung

3.1. Hochschulzugang:

  • Allgemeine Hochschulreife (Abitur): Zugang zu Universitäten und Fachhochschulen.
  • Fachhochschulreife: Zugang zu Fachhochschulen und einigen Studiengängen an Universitäten.
  • Berufliche Qualifikation: Anerkennung von beruflichen Qualifikationen und beruflicher Erfahrung für den Hochschulzugang.

3.2. Zulassungsverfahren:

  • Numerus Clausus (NC): Beschränkung der Studienplätze in bestimmten Fächern, basierend auf dem Notendurchschnitt.
  • Eignungstests und Auswahlverfahren: Zusätzliche Prüfungen und Interviews für bestimmte Studiengänge, z.B. Kunst, Musik, Medizin.

4. Finanzierung

4.1. Öffentliche und private Hochschulen:

  • Öffentliche Hochschulen: Keine oder geringe Studiengebühren, finanzielle Unterstützung durch den Staat.
  • Private Hochschulen: Höhere Studiengebühren, oft bessere Ausstattung und individuelle Betreuung.

4.2. Finanzierungsmodelle:

  • BAföG: Staatliche Unterstützung für Studierende, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
  • Stipendien: Finanzielle Unterstützung durch Stiftungen, Unternehmen und staatliche Programme.
  • Bildungskredite: Günstige Darlehen zur Finanzierung des Studiums.

5. Herausforderungen und Reformen

5.1. Internationalisierung:

  • Erasmus+ Programm: Förderung der Mobilität von Studierenden und Lehrenden innerhalb der EU.
  • Englischsprachige Studiengänge: Zunehmende Anzahl an internationalen Studiengängen in englischer Sprache.

5.2. Digitalisierung:

  • Online- und Blended-Learning: Integration digitaler Medien und Technologien in den Lehrbetrieb.
  • E-Learning-Plattformen: Nutzung von Online-Kursen und Lernmanagementsystemen.

5.3. Chancengleichheit:

  • Maßnahmen zur Förderung benachteiligter Gruppen: Programme zur Unterstützung von Studierenden aus einkommensschwachen Familien, Migranten und Menschen mit Behinderungen.
  • Förderung von Frauen in MINT-Fächern: Initiativen zur Erhöhung des Frauenanteils in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Fazit

Die Tertiärstufe in Deutschland bietet vielfältige Bildungswege und Abschlüsse, die auf die individuellen Bedürfnisse und beruflichen Ziele der Studierenden abgestimmt sind. Mit einem breiten Angebot an Hochschulen, Studiengängen und beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen können Lernende ihre akademischen und beruflichen Ziele erreichen. Trotz bestehender Herausforderungen wie der Digitalisierung und der Sicherstellung von Chancengleichheit bleibt die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung des Bildungssystems ein zentrales Anliegen der Bildungspolitik.